Mathe satt?

Stellungnahme von Prof. Tillman, Bielefeld. Aus der Bielfelder Universitätszeitung vom 8.12.95 und der nds 3/96 (Neue deutsche Schule, Zeitung der GEW NRW).

"Heymann fragt aber auch: Warum verhindert die gängige Praxis so oft, dass Mathematik allgemeinbildend wirkt? Die Analyse - 200 Seiten lang - ist getragen von der Intention, den Mathematikunterricht so umzugestalten, dass er in seiner bildenden Wirkung mehr Schülerinnen und Schüler erreicht. Die Behauptung, Heymann wolle die mathematische Bildung reduzieren oder gar den Mathematikunterricht nach der 7. Klasse abschaffen, ist völlig abstrus: Es gibt keine einzige Textstelle, die diese Behauptung deckt. ... Nirgendwo behauptet Heymann, jeder weitere Mathematikunterricht sei überflüssig. Genau das war aber der Tenor der Presseberichterstattung: "Sieben Jahre Mathematik sind genug" - so die Überschrift nicht nur in den Ruhr-Nachrichten vom 6.10.95. Diese Pressartikel entsprechen nun überhaupt nicht den Heymannschen Positionen: Die Intention der Arbeit ist es, anhand von sieben Kriterien nach der allgemeinbildenden Relevanz des Unterrichtsfachs Mathematik zu fragen. In allen Pressartikeln, die mir vorliegen, wird ausschließlich auf das eine Kriterium der Lebensbewältigung abgehoben.
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Mein Haupteinwand ist hier: Kann man am Ende der 8. Klasse festlegen, wer einmal in "mathematikintensive" Berufe gehen wird und wer nicht? Statt diesen Vorschlag kritisch und vor allem gelassen zu diskutieren werden vor allem Vorwürfe formuliert."

 

© Elschenbroich, Mathe-Werkstatt 03/2001