Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaften-Studie (TIMSS, Third International Mathematics and Science Study) der IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement), Boston College

"Ziel der Dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaften-Studie war es, die Leistungen der Schüler in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften zu ermitteln sowie Informationen über den sozialen und bildungsbezogenen Kontext zu erlangen, in dem diese Leistungen erreicht wurden. An dieser Studie nahmen über 550.000 Schüler in den Klassen mit den meisten 9- und 13-jährigen Schülern (typischerweise in den Klassen 3/4 und 7/8) sowie Schüler im Abschlussjahr des Sekundarbereichs II teil. Um Informationen über klassen- und schultypbezogene Faktoren zu erhalten, die die Schülerleistung beeinflussen, wurden darüberhinaus Daten von etwa 31.000 Lehrern und 13.000 Schulen in 43 Ländern erhoben. Den Schülern wurden Aufgaben gestellt, die zuvor sorgfältig ausgesucht waren, um sicherzustellen, dass sie den Lehrplänen für Mathematik und Naturwissenschaften der verschiedenen Länder entsprachen. Fragen, die Schüler aus einigen Ländern aufgrund der Besonderheiten ihrer Lehrpläne benachteiligen könnten, wurden vermieden. Es wurde eine Skala mit Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade aufgestellt, und die Leistungsfähigkeit der Schüler wurde sodann als eine Punktzahl auf dieser Skala ausgedrückt."

Beispielsweise erreichen danach in Korea und Japan etwa ein Drittel aller Schüler am Ende der achten Klasse Spitzenleistungen, in Deutschland nur 6 Prozent. Die deutschen Schüler lagen knapp unter dem internationalen Mittelwert. Insgesamt ergaben sich für die Mathematikleistungen Klasse 8 folgende Ergebnisse (auszugsweise, die erreichten Punkte in Klammern):

Singapur (643)
Korea (607)
Japan (605)
Schweiz (deutschspr.) (590)
Hongkong (588)
Belgien (flämisch) (565)
Tschechien (564)
Schweden (554)
Slowakei (547)
Schweiz (gesamt) (545)
Dänemark (542)
Niederlande (541)
Slowenien (541)
Bulgarien (540)
Österreich (539)
Frankreich (538)
Ungarn (537)
Russische Föderation (535)
...
Deutschland (509)
...
England (506)
USA (500)
...


Für die Naturwissenschaften ergab sich die folgende Rangfolge:

Singapur (607)
Tschechien (574)
Japan (571)
Schweden (570)
Korea (565)
Schweiz (deutschspr.) (565)
Bulgarien (565)
Niederlande (560)
Slowenien (560)
Österreich (558)
Ungarn (554)
England (552)
Belgien (flämisch) (550)
Australien (545)
Russische Föderation (538)
...
USA (534)
Kanada (534)
Deutschland (531)
...


"In einem Extrem erreichen über drei Viertel der Achtklässler in Japan und Korea Mathematiknoten, die über dem OECD-Durchschnitt liegen. Im anderen Extrem erreichen selbst einige der Schüler, die zu den 25 Prozent mit den besten Leistungen gehören, in Portugal nicht einmal den OECD-Durchschnitt.
Ein in den meisten Ländern auftretendes und somit allgemeineres Problem als das der Extremfälle in einigen Ländern, wo eine Mehrheit der Schüler entweder sehr gut oder sehr schlecht abschneidet, stellen die im Vergleich zum internationalen Durchschnitt geringen Leistungen einer großen Anzahl von Schülern dar. Im Alter von etwa 13 Jahren bleibt das untere Viertel der Schülerpopulation in den meisten Ländern erheblich hinter den Leistungen der anderen Schüler zurück: In allen bis auf sechs der 26 untersuchten Bildungssysteme reicht der Leistungsstand der unteren 25 Prozent der Schüler in Mathematik nicht aus, um auf die Durchschnittswerte der ein Jahr jüngeren Schüler zu kommen. Der Unterschied zwischen den 25 Prozent besten und den 25 Prozent schlechtesten Mathematikschülern übersteigt in allen Ländern das Doppelte und in sieben Ländern sogar das Vierfache des typischen Leistungsunterschieds zwischen den beiden untersuchten Klassenstufen. Der Leistungsabstand der unteren 5 Prozent der Schüler ist sogar noch größer."

"Die Ergebnisse der Dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaften-Studie zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen den sozioökonomischen Faktoren wie dem Bildungsstand der Eltern oder den Bildungsmöglichkeiten zuhause und den Schülerleistungen. ... Dennoch lassen auch hier deutliche Unterschiede in Bezug auf diese Ungleichheiten zwischen den Ländern erkennen, dass Spielraum für ein Eingreifen der Politik gegeben ist. ...
Während im Fach Mathematik die geschlechtsspezifischen Unterschiede eher gering sind - mit einem leichten Vorteil für die Jungen - sind die Unterschiede in den Naturwissenschaften erheblich."

"Die hohen Leistungsstandards in Japan, Korea und Tschechien sind um so beeindruckender, als die Geldmittel, die diese Länder in ihre Bildungseinrichtungen investieren, im Vergleich zu denen anderer OECD-Länder eher gering erscheinen. ... Die Tatsache, dass unter den Ländern anscheinend weder eine starke noch eine einheitliche Beziehung zwischen der Höhe der eingesetzten Ressourcen einerseits und der Leistung in Mathematik andererseits besteht, lässt darauf schließen, dass sich die Länderunterschiede nicht allein mit dem Einsatz von Finanzmitteln erklären lassen, sondern dass sich das Streben nach einer Verbesserung der Schulleistungen auf Faktoren erstrecken muss, die von der Finanzierung des Bildungssystems unabhängig sind. ... Mit anderen Worten, einige Schulen erreichen höhere Leistungsstandards als andere, auch wenn sie unter weitgehend ähnlichen Bedingungen geführt werden."

 

© Elschenbroich, Mathe-Werkstatt 03/2001