Mathematischer Aufsatz


Der mathematische Aufsatz kommt derzeit im Mathematikunterricht kaum vor. Durch die Exaktheits- und Strukturwelle der siebziger Jahre ist er völlig an den Rand gedrängt worden; mathematische Haus- und Klassenarbeiten wurden zunehmend zu einer Ansammlung von mehr oder weniger sorgfältig und sinnvoll hingeschriebenen Formeln.

Dies war nicht immer so, wie sich noch altgediente Kollegen erinnern können.
Die "Richtlinien für den Unterricht in der höheren Schule - Mathematik" für NRW von 1963 führten noch in einem Abschnitt zur Reifeprüfung aus:

"Innerhalb eines jeden Vorschlags ist für das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium neben den Aufgaben die Behandlung eines Themas zu fordern. ...
Das Thema ist in Aufsatzform zu behandeln. An der Art seiner Bearbeitung wird insbesondere deutlich, wieweit der Prüfling mathematische Begriffe und Zusammenhänge erfasst hat, wieweit ihm der geistige Hintergrund und das Wesen grundlegender Arbeits- und Beweismethoden bewußt geworden und wieweit er Verständnis für wissenschaftstheoretische und philosophische Fragen der Mathematik gewonnen hat.
Die Themen sollen nicht zu eng, aber konkret und bestimmt formuliert sein, so daß der Kern der Fragestellung klar umrissen ist. Sie sollen mathematisch Belangvolles zum Thema haben."

1961 gab es eine eigene Verfügung des Schulkollegiums Düsseldorf zu "Empfehlungen zum mathematischen Aufsatz".

Erste Neuansätze entstehen interessanterweise durch den zunehmenden Computereinsatz. So sagen die neuen Lehrpläne in NRW, ohne den Begriff mathematischer Aufsatz zu verwenden:

"Bei längeren Computer-Arbeitsphasen ist eine zusammenfassende Rückschau sinnvoll. Dem sprachlichen Formulieren mathematischer Sachverhalte kommt somit durch sinnvollen Computereinsatz wieder stärkere Bedeutung zu."

 


© Elschenbroich, Mathe-Werkstatt 10/2001