Raumgeometrie & Computer
Die Raumanschauung wird seit Thurstone 1938 als einer der Primärfaktoren der Intelligenz
angesehen.
Auch in der Theorie multipler Intelligenzen von H. Gardner wird die räumliche
Intelligenz als eine von mehreren Intelligenzen benannt. Die Anhänger der
Theorie der zwei Gehirnhälften weisen das räumlich-visuelle, ganzheitliche
Erfassen der rechten Gehirnhälfte zu, während die logischen,
seriellen Aktivitäten der linken Gehirnhälfte zugeschrieben werden.
In neueren Untersuchungen wird die Raumvorstellung noch in mehrere Komponenten
unterteilt (u.a. räumliche Wahrnehmung, räumliche Visualisierung, räumliche
Orientierung), wobei sich auch statistisch signifikant geschlechtsspezifische Unterschiede
feststellen lassen.
Die Schule steuert jedenfalls zum Entwickeln dieser
Kompetenzen beklagenswert wenig bei.
Über Defizite in der Raumanschauung wird zwar in Schule und Berufsausbildung geklagt,
dennoch passiert in der Schulpraxis (zu) wenig, um wirklich Raumanschauung zu
entwickeln und zu schulen. Die gute alte Raumlehre ist lange aus den Schulen
verschwunden. Wo Raumgeometrie in der Sekundarstufe I betrieben wird, werden
meist Berechnungsaufgaben durchgeführt und es wird nicht gezeichnet oder Modelle gebaut. Die Darstellende Geometrie ist weitgehend aus der deutschen Schulpraxis
verschwunden (wird allerdings in Österreich und der Schweiz mehr gepflegt).
In der Sekundarstufe II wird die Lineare Algebra und Analytische Geometrie auch weithin
rechnend betrieben, der raumgeometrische Anteil ist sehr gering.
Raumgeometrie
zum Anfassen
Das 'Begreifen' ist ein wesentliches Fundament der Entwicklung des Lernens.
Wer meint, mit Bauklötzen spielen sei nur etwas für Kinder, der möge sich
beispielsweise einmal an den SOMA-Würfeln
versuchen (gibt es auch in guten Spielwaren-Läden und auf Weihnachtsmärkten).
Links zu SOMA-Seiten:
Das Basteln von Polyedern aus Kanten & Verbindern oder Flächen kann sich
auch von der Grundschule bis Klasse 13 erstrecken, fängt beim Würfel an und
hört beim Bucky-Ball, dem Buckminster-Fulleren noch lange nicht auf. Es ist
spannend, wie beim Bauen des gleichen Körpers mit Flächen oder Kanten völlig
verschiedene kognitive Prozesse ablaufen.
-
Zome Modellbaukasten aus den USA zur
räumlichen Geometrie. Geniale gelenkige Eckverbinder und Verbindungsstäbe.
Leider schwer erhältlich.
- Clixi
Dreieckige, viereckige, fünfeckige und sechseckige Plättchen können zu ebenen
oder räumlichen Figuren zusammengefügt werden. Vom Kindergarten bis zum Abitur
einsetzbar!
- Polydron
Ähnlich wie Clixi, aber noch vielfältiger in den Grundfiguren, auch mit
abgerundeten Teilen für Zylinder und Kugeln. Vertrieb in
Deutschland über den Shop
von Mathematik zum Anfassen.
- Geoshapes Auch
unter dem Namen Klickies bei MUED in Deutschland
im Vertrieb. Ähnlich wie die Clixis, aber durchbrochene Flächen, wirken wie
Kantenmodelle.
-
Platonische und andere Körper Arbeitsanweisungen und Schnittvorlagen
von G. Brunbauer zum Basteln dieser Körper mit Strohhalmen und
Papier-Ecken, basierend auf
Ideen von Prof. Kroll und Vorlagen von Dr. Weller. Durchgeführt in der Klasse 5 (700
K). Photo als Kostprobe (33 K).
Raumgeometrie-Programme
Programme zur Raumgeometrie
sind immer noch dünn gesät, auch was statische Geometrie betrifft. Es hat
sich noch kein Quasi-Standard herausgebildet und die Entwicklung dynamischer
Software steckt noch in den Anfängen. Das seinerzeit angekündigte
Cabri-3D ist offensichtlich auch in der Entwicklung steckengeblieben.
Es gibt derzeit entweder spezielle Programme zur Raumgeometrie S I oder zur
vektoriellen Analytischen Geometrie S II.
Die Behandlung von Abbildungen im Raum durch Matrizen führt immer noch ein
Schattendasein.
- 3D-Geometer:
Zugmodus in der Raumgeometrie, im Mac-Programm
von H. Klemenz schon lange realisiert.
Leider immer noch nicht in Java plattformunabhängig übertragen.
- Körpergeometrie: Vorzugsweise für die S I gedachtes Programm
vom Cornelsen Verlag zum Erzeugen,
Bewegen, Zerlegen, Abfalten von Körpern. Lässt sich gut handlungsorientiert
ergänzen und eignet sich auch gut für einen S II-Unterricht, der sich
mehr mit Polyedern als mit der sonst üblichen Analytischen Geometrie
beschäftigt.
- Java
View eine 3D-Sprache. Damit wurden von von K. Polthier, TU Berlin die Visual
Geometry Pages erstellt.
- Pov-Ray, ein kostenloses, aber
mächtiges
Raytracing-Programm zum Erstellen von 3D-Animationen. Nichts für den Maus-
verwöhnten DGS-User, Konstruieren als
Programmieren ist die Devise.
- CAD-3D
Demoversion eines österreichischen Raumgeometrie-Programms.
-
BAUWAS: Virtuelle
Bauklötze, ein Konstruktionsprogramm von Mach Mit. Ursprünglich
für den Sonderschulbereich entwickelt, aber ein in der S I universell
einsetzbares Programm zur Schulung der Raumanschauung, das sich auch gut
handlungsorientiert ergänzen lässt.
- Analytische
Geometrie: Das verbreitete Programm
von K. H. Käse in der Version 6.
- Vektor: Ein
Freeware-Programm von R. Bernert, das alle
typischen Aufgaben der Analytischen Geometrie auf einen Schlag löst. 32-Bit-Nachfolger des bekannten 16-Bit-Programms
GeoSII.
- Geometry: Ein Win95-Programm vom R. Renner und E. Holzherr.
Eine Demo-Version kann hier geladen
werden.
- Poly: Ein
Shareware-Programm zur Konstruktion von Polyedern und ihren Netzen.
- 3D: Ein altes DOS-Programm, das
zum mittlerweile vergriffenen Buch Elschenbroich/ Meiners: Darstellende Geometrie und
Computergraphik im Unterricht der Linearen Algebra gehörte. Einfache
Konstruktion von konvexen Polyedern (als Drahtmodelle), hidden lines,
verschiedene Projektionen und alle Abbildungsmatrizen samt Verkettung.
In der Bedienung mittlerweile gewöhnungsbedürftig.
Literaturtipps
© Elschenbroich,
Mathe-Werkstatt 01/2004