Lange Zeit wurde an deutschen Gymnasien überhaupt keine Lineare Algebra unterrichtet,
sondern ausschließlich vektorielle Analytische Geometrie. Die Lineare Algebra, die
danach in
die Schulen drang, war oft nur ein verdünnter Aufguss einer axiomatisch orientierten
Anfängervorlesung. In der Unterrichtspraxis standen und stehen oft Analytische Geometrie
und Lineare Algebra beziehungslos nebeneinander oder werden gar alternativ behandelt.
Artmann/ Törner gaben erste
Impulse für eine Neuorientierung, leider wurde dies Buch vom Verlag nicht weiterentwickelt. Lehmann
führte diese Ansätze fort. Elschenbroich stellte einen Kursgang vor, der am Thema
Computergraphik die beiden Gebiete in richtlinien-konformer Weise verbindet. Dieser Ansatz, mit den Methoden der Analytischen Geometrie Lineare Algebra
und mit Methoden der Linearen Algebra Geometrie zu betreiben, findet mittlerweile nicht nur in
verschiedenen Kursgängen und Schulbüchern Niederschlag, sondern auch in
den neuen S II-Richtlinien in NRW.
Algorithmische Ansätze spielten meist (Ausnahme Lehmannn) im Unterricht bisher keine nennenswerte Rolle. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Computern und Standardsoftware ändert sich dies allmählich.
Durch Werkzeuge
wie Derive oder TI 92 wird offenkundig, dass große Teile der Analytischen
Geometrie mit ihren Schnitt- und Abstandsproblemen eine bloße Anwendung von
Kalkülen sind. Es ist zu erwarten, dass diese Aufgaben ähnlich an Bedeutung
verlieren werden wie die Kurvendiskussion in der Analysis. Stattdessen ist
absehbar, dass mehr Anwendungen der Matrizenrechnung behandelt werden, sei es
bei geometrischen Problemen (Abbildungsmatrizen, Projektionen), sei es bei
Übergangsproblemen (Materialverflechtung, Populationsdynamik).
Die Matrizen bieten auch eine naheliegende Möglichkeit, anhand
des Themas Markoff-Ketten die Lineare Algebra mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu verbinden. Auch hierzu finden
sich in den den neuen Richtlinien in NRW Ansätze.
Die Lineare Algebra bietet besonders schöne für Projekte geeignete Themen, z. B.
die unmöglichen Figuren von Escher oder konvexe Polyeder (Basteln, Computerdarstellung, Kristallformen).
Auf Programme zur Darstellung dreidimensionaler geometrischer Objekte wird auf der Seite
Raumgeometrie eingegangen. Die Software-Entwicklung
hinkt derzeit bei der 3D-Software noch weit hinter der (dynamischen) 2D-Software
hinterher.
© Elschenbroich, Mathe-Werkstatt 01/2004