Mathematik und Allgemeinbildung


 
Die im folgenden zitierten oder zusammengefassten Texte sollen als Grundlage für eine qualifizierte Bildungsdiskussion dienen, entsprechen nicht notwendig immer meiner Meinung und können auch konträre Positionen wiedergeben.

Keine Kinder ins Internet

Auszüge eines Interviews mit Joseph Weizenbaum in der Wirtschaftswoche Nr. 13 vom 19.3.98:

"Was sollen Schulkinder denn im Internet? Müssen Acht- oder Zehnjährige denn mit Gleichaltrigen in Australien oder Honolulu kommunizieren? Das kann doch kein ernstgemeinter Beitrag zur Völkerverständigung sein. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es einfacher, diese Schüler würden mal mit den Kindern in der Nachbarschaft reden. Die kommen aus der Türkei, aus Spanien, Kroatien oder Portugal.
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Damit muß man nicht kostbare Zeit in der Schule vergeuden.
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Um mit Alltagsanwendungen fertig zu werden, müssen Schüler nicht jahrelang mit Computerwissen vollgestopft werden.
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Die Kinder müssen in der Schule erst mal lernen zu denken. Und dazu müssen sie den Umgang mit ihrer eigenen Sprache erlernen.
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Die Eltern müßten sich wehren und von den Politikern fordern: Laßt die Kinder nicht ins Internet, sondern bringt ihnen lieber etwas Vernünftiges bei.
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Erst denken lernen, dann ins Internet schauen. Denn da wird soviel Unsinn verzapft, das ist unglaublich. Da sollte man Kinder nicht drauf loslassen. Natürlich kann ein Naturwissenschaftler im Internet excellente, brandneue und erstklassige Informationen finden. Jeder, der genau weiß, wonach er sucht, hat Chancen, etwas Wissenswertes aus dem Net zu holen. Aber das Gros der Menschen stochert ziellos in der endlosen Datenflut herum - wie in einem riesig großen Misthaufen."

 


 

Schneller und effektiver lernen

Meldung in der Wirtschaftswoche Nr. 13 vom 19.3.98:

Wolfgang Bergmann, langjähriger Chefredakteur der 'Deutschen Lehrerzeitung', Lern- und Familientherapeut hat ein Buch veröffentlicht: "Computerkids. Die neue Generation verstehen lernen".

Seine Stellung zu den neuen Medien:
"Das wird unser Bildungssystem und unsere klassischen Bildungsideale - nach dem Motto 'Lernen kommt von Qual' - total über den Haufen werfen."
"Diese Welt aus fließenden Farben, Licht und Geräuschen ist ungeheuer ästhetisch."

Er sieht aber auch als Nachteil:
"In der Cyberwelt kann jeder maßlos egoistisch sein, ohne daß die Spielkameraden aufmucken."

Die Wirtschaftswoche schließt den Bericht:
"Statt Kindern die Begeisterung fürs neue Medium auszutreiben, plädiert Lerntherapeut Bergmann dennoch seit Jahren dafür, sie zu nutzen, um zu einer Art lustvollen Lernens zu finden, das Kindern viel eher entspräche."


 

Besser Lernen mit PING und BINGO?

Meldung in der RP vom 13.3.98:

"Während konservative Bildungspolitiker eine Rückkehr zum Fachunterricht fordern, wollen die Grünen den fächerübergreifenden Unterricht zum Prinzip erheben. ...
Manfred Lang vom Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel betonte die guten Erfahrungen mit dem deutschen Forschungsprojekt PING (Praxis Integrierter Naturwissenschaftlicher Bildung). Rund 200 Schulen versuchen in diesem Projekt, in der Sekundarstufe I die Naturwissenschaften fächerübergreifend zu unterrichten. Dabei habe sich gezeigt, daß PING-Schüler mehr Interesse an den Themen entwickelten und auch ihre Lernleistungen den ersten Auswertungen zufolge besser seien. Für die grüne Schulexpertin Brigitte Schumann steht daher fest: Es sind Projekte wie PING und BINGO (Berufsorientierte Integrierte Naturwissenschaftliche Gymnasiale Oberstufe), die den Weg in die Zukunft zeigen.
Für die CDU hingegen ist der fachübergreifende Unterricht allenfalls in den höheren Klassen sinnvoll. Der Weg zum besseren Lernen führe vielmehr über ein solide fachliche Grundbildung. Das bedeutet im Prinzip Festhalten an der pädagogischen Alltagspraxis - was die CDU nicht stört. Zufrieden weist sie darauf hin, daß in den Untersuchungen Bayern und Baden-Württemberg - Länder, die nicht gerade für pädagogische Experimente stehen - gut abschneiden."

 


 

13. Schuljahr bringt für Mathe wenig

Meldung in der RP vom 21.3.98:

"Westdeutsche Abiturienten sind nach 13 Schuljahren in Mathematik offenbar nicht besser als ihre ostdeutschen Mitschüler nach zwölf Schuljahren. Dies bestätigte gestern der Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Baumert als ein Ergebnis des noch nicht veröffentlichten deutschen Teils der internationalen Vergleichsstudie in Mathematik und Naturwissenschaften ... . Baumert macht für den fehlenden Leistungszuwachs vor allem die Art des deutschen Mathematik-Unterrichts verantwortlich, bei dem zu sehr das Einüben von Routine und weniger das Finden von verschiedenen Lösungsmöglichkeiten im Mittelpunkt stehe. Völlig anders sehe es in Physik aus. Dort brachte das 13. Schuljahr den Westdeutschen einen echten Zugewinn."

 


Sorge um die Zukunft der Hauptschulen

In der RP vom 19.3.98 wurde über eine Umfrage vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) an 100 Grundschulen zum Schulwahlverhalten der Eltern berichtet.

Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann berichtete: "Die Eltern folgen offenbar weitestgehend den Empfehlungen durch die Grundschullehrer."
Bei dieser Umfrage ergab sich Folgendes zum Wahlverhalten: "Rund 80 Prozent der Eltern folgen danach der Empfehlung für die Hauptschule, wenn keine Gesamtschule in erreichbarer Nähe war. Gab es jedoch die Möglichkeit, das Kind auf einer Gesamtschule anzumelden, so entschieden sich 60 Prozent der Eltern potentieller Hauptschüler dafür. Hingegen wählten nur 15 Prozent jener Eltern, deren Kind die Realschule empfohlen wurde, die Gesamtschule; bei den potentiellen Gymnasiasten waren es gar nur fünf Prozent. Beckmann: 'Die Gesamtschule ist, von Ausnahmen abgesehen, weit von einer wirklichen Mischung unterschiedlicher Begabungen entfernt, sondern bezieht ihre Schülerschaft vor allem aus dem Hauptschulpool.' "
Beckmann äußerte Sorge um die Zukunft der Hauptschulen, da "sich dann an einzelnen Hauptschulen eine äußerst schwierige Schülerschaft konzentriert".

 


Gymnasium in NRW beliebteste Schule

Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist die haupt Schule im Land?
Diese alljährliche Frage wurde am 13.3.98 durch eine dpa-Meldung aktuell beantwortet:

In NRW wechseln 1998 etwa 180 000 Grundschüler in weiterführende Schulen. Laut Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik gehen davon 36,1 % auf das Gymnasium, 27,3 % auf die Realschule, 19,6 % auf die Hauptschule und 16,4 % auf die Gesamtschule.
Gegenüber dem Vorjahr blieb das Gymnasium mit einem halben Prozent Einbuße fast konstant, die Gesamtschulen hatten 1,7 Prozent Zuwachs und die Realschulen sogar 3,2 Prozent Zuwachs.
Bei der Hauptschule gab es eine Abnahme von 4,3 Prozent.


Sport in NRW künftig kein 4. Abiturfach mehr

Meldung in der RP vom 14.3.98:

"Sport soll in NRW künftig nicht mehr als viertes (mündliches) Abiturfach gewählt werden können. Dies sei ihm gestern im NRW-Schulministerium bestätigt worden, erklärte der Vorsitzende des Philologenverbandes, Peter Heesen, auf dem Gymnasialtag seiner Organisation in Düsseldorf. Im Bemühen um eine Qualitätssteigerung sei diese Änderung zu begrüßen. Sport sei weniger für die Studierfähigkeit des Menschen wichtig, als vielmehr für seine Vitalität, betonte Heesen. Deshalb solle das Fach auch durchgehend dreistündig unterrichtet werden."

Diese Kehrtwendung kommt etwas überraschend, nachdem über Jahre und Jahrzehnte der Sportunterricht verwissenschaftlicht wurde, um ihn eben als Abiturfach zu rechtfertigen.
Über Sport als Leistungskurs wurde dabei nichts ausgesagt, es ist es nach wie vor möglich, Sport als 2. Abiturfach zu haben.

 


Künftig Tests an den Schulen

Drei Tage nach Erscheinen der TIMSS SII Studie gab es folgende Meldung (Reaktion?) in der RP vom 28.2.98:

"Die Kultusminister wollen die Leistungen der Schulen künftig regelmäßig testen lassen. Dafür erteilten sie gestern dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung einen millionenschweren Auftrag, der zunächst auf vier Jahre befristet ist. Neben den Kenntnissen in Mathematik und Physik soll auch das Leseverständnis überprüft und nach Ursachen der Mängel geforscht werden."
Die parteispezifische Interpretation ließ nicht auf sich warten. NRW-Wissenschaftsministerin Brunn sagte, "wir wollen weg von der Olympiade-Politik und bloßen Ländervergleichen hin zu einer echten Qualitätssicherung an den Schulen".
Bayerns Kultusminister Zehetmair sprach von einem "Aufbruch zu mehr Leistung in der Schule".

 


Zwischenprüfung an den Grundschulen?

Titel der RP vom 16.2.98. Diesen zu Zeiten der Abschaffung der Grundschulnoten und Grundschulgutachten etwas überraschenden Vorschlag machte die Kölner SPD!

Begründung: "Wir wollen unsere begrenzten finanziellen Mittel besser einsetzen" erläuterte Dieter Trappe vor dem Hintergrund der Kürzung der Mittel für die Kölner Schülerhilfe von 1,2 Millionen DM auf 800 000 DM.
Schulministerium, GEW und VBE reagierten mit Skepsis und Ablehnung.
"Alle Tests könnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Klassen an den Grundschulen zu groß seien, und es den Schulen an Geld fehle. Hier liege die eigentliche Wurzel des Problems." sagte Wolfgang Rabe von der Kölner GEW.

 


Lohnt sich Schule?

Titel einer Studie und eines Buches des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm.

"Zehn Prozent der Gesamtausgaben fließen in Deutschland in die Bildung. Es sind Ausgaben, die sich stets bezahlt machen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie 'Lohnt sich Schule?'. ...
Bildungsausgaben zahlen sich für den einzelnen in höherem Einkommen wie in größerer Arbeitsplatzsicherheit aus. ...
Die Gesellschaft zieht aus höherer Bildung breiter Schichten Vorteile durch geringere Belastung des Arbeitsmarktes. ...
Ein absehbarer Mangel an Facharbeitern und qualifizierten Angestellten gefährde zudem den Wirtschaftsstandort Deutschland. Schließlich erhöhe dei bessere Ausbildung auch die Erwerbschancen der Frauen. ...
Klemm appelliert, den Zugang zur Bildung nicht durch Sparzwänge zu verbauen, sondern alle Konsequenzen zu berücksichtigen.
(NRZ vom 10.2.98)

 


 

Sind 7 Jahre Mathematik genug?

Unter diesem Tenor gab es im letzten Jahr eine heftige, emotional geführte Diskussion nicht nur unter den Mathematikern und Mathematik-Didaktikern anhand der Habilitation von H. W. Heymann. Hier zeigte sich wieder, dass der Mathematikunterricht wie kein anderes Fach die Öffentlichkeit polarisiert. Die Pressemeldungen dazu, die diese Diskussion anheizten, gehörten größtenteils zur Abteilung "Original und Fälschung" und verraten mehr über die Redakteure als über die Thesen von Heymann.
Original  (z.T. von mir zusammengefasst) und Meldung und Stellungnahme.

 


KMK-Beschlüsse zur Veränderung der gymnasialen Oberstufe

Ende Oktober 1996 haben die Kultusminister in Dresden frühere Beschlüsse vom September 1995 im wesentlichen bestätigt und konkretisiert.
Zusammenfassung der Beschlüsse.

 


KMK-Beschlüsse zu Standards für den mittleren Schulabschluss

Die KMK hat am 12. Mai 1995 bisher wenig bekannte "Standards für den mittleren Schulabschluss Mathematik" beschlossen, die Schüler am Ende der Sekundarstufe I für das Erlangen des mittleren Schulabschlusses besitzen sollen.
Dies umreißt damit automatisch die Mindestvoraussetzungen, von denen man in der Klasse 11 der gymnasialen Oberstufe ausgehen muss und die man von einem Schüler verlangen kann.
Zusammenfassung der Beschlüsse.

 


Qualitätsfreie Zonen ?

Autonomie der Schule und neue Lernformen bringen die bisherige Bewertungspraxis in die Diskussion. Aktueller Anlass waren die Ausführungen zur Leistungsbewertung in dem neuen Gesamtschul-Richtlinien Mathematik NRW.
Die GEW befürwortet Änderungen und der Philologenverband sieht daraufhin Schulen demnächst als 'qualitäts- und notenfreie Zonen'  (Bildung aktuell 1/97).

 


Bessere Vergleichbarkeit

"Frau Behler will Beliebigkeit einen Riegel vorschieben" überschrieb die Rheinische Post am 20.2.97 einen Artikel zu Maßnahmen zur besseren Vergleichbarkeit zwischen den Schulen.

 


Lernen: Vermitteln von Fakten/ Fachwissen oder von Methoden?

Ein bemerkenswertes Zitat des Astrophysikers und Internet-Autors Clifford Stoll aus der c't 12/ 96 im Artikel "Das Internet wird uns noch weiter verblöden".
The medium is the message.

 


Multimediale Programme helfen nicht

Der Leiter des Referats für neue Technologien am Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest, Willi van Lück, kritisierte in Computer und Unterricht 23/1996 die gängige Art von Multimedia-Programmen und forderte einen "Paradigmenwechsel vom Lehren zum Lernen": Verändertes Lernen.

 


TIMSS: In Mathe nur Mittelmaß

Die Ergebnisse der TIMS-Studie haben den deutschen Mathematikunterricht etwas erschüttert und das Selbstverständnis der Mathematik-Lehrerschaft hat deutlich Risse bekommen. 

Auszüge aus der Dritten Internationalen Mathematik- und Naturwissenschaften-Studie  (TIMSS) der IEA.
Ergebnis: Die deutschen Schüler sind in Mathematik und Naturwissenschaften im internationalen Vergleich nur mittelmäßig.
"Die Ergebnisse sind ausgesprochen besorgniserregend und waren so nicht erwartet worden", sagte Prof. Bayrhuber vom Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel.

Hier kann man sich über die internationale Studie und die nationale Studie (Max-Planck-Institut, Prof. Baumert) informieren. Derzeit ist TIMSS III für die Sekundarstufe II herausgekommen.
Weitere Informationen und Links gibt es bei der Universität Bayreuth

Wie bekannt wurde, gibt es auch in Deutschland Unterschiede zwischen verschiedenen Bundesländern (NRW und Bayern), die einem Lernunterschied von mehr als einem Jahr entsprechen: Ländervergleich NRW - Bayern.

In dem Artikel "Eine 'typische' Mathestunde in Japan und eine in Deutschland" der Frankfurter Rundschau vom 27.2.97 verglich der Essener Erziehungswissenschaftler Klaus Klemm zwei typische Schulstunden:
"Die Stärke der asiatischen Schüler liegt nicht im Memorieren von Formeln und der Beherrschung von Rechenroutinen, sondern im mathematischen Denken, im Lösen innermathematischer Probleme und in der Anwendung mathematischer Modelle und Verfahren auf quantitative Alltagsprobleme."

Von der DMV, der GDM und der MNU gab es eine gemeinsame Presse-Erklärung.

Kommentare, Reaktionen und Schuldzuweisungen gab es in der Folge in der Presse zuhauf.

Interessante Vergleiche jenseits aller Punktskalen gibt eine in Ergänzung zu TIMSS S I durchgeführte Video-Studie. Die aufgenommenen Stunden sind bemerkenswerte Zeugnisse über unterschiedliche Unterrichtskulturen in den drei Ländern und geben reichlich Anlass, über Unterricht nachzudenken.   


Das Kassel-Projekt

Schon vor der TIMMS gab es unter dem Namen Kassel-Projekt eine vergleichende Studie zum Mathematik-Unterricht in England und Deutschland, die allerdings hierzulande weniger Wellen geschlagen hat.

 


Reflexive Koedukation: Mädchen und Naturwissenschaft

Eine Untersuchung von E. Frank zur Benachteilung von Mädchen im Fach Physik und Bericht über einen teilweise monoedukativen Unterrichtsversuch. Zusammengefasst in: Von wegen "dumme Weiber", Erziehung und Wissenschaft 2/97.

 


NRW: Trennung in einzelnen Schulstunden

Die RP berichtete am 23.2.98:

"Jungen und Mädchen sollen in NRW in einzelnen Fächern wieder getrennt unterrichtet werden können. Der gemeinschaftliche Unterricht solle auf den Prüfstand gestellt werden, sagte Schulministerin Gabriele Behler (SPD) in Düsseldorf. In Modellversuchen habe sich die zeitweise Trennung der Geschlechter in bestimmten Kursen als förderlich für die Mädchen erwiesen. Im kommenden Jahr würden die Richtlinien angepasst. Schulen könnten entscheiden, ob Jungen und Mädchen beispielsweise bei der Einführung in die Computertechnik getrennt unterrichtet werden. Während Mädchen besonders in den Fächern Naturwissenschaften, Mathematik, Technik und Informatik gefördert werden müssten, gebe es bei Jungen Aufholbedarf bei den sozialen Kompetenzen. 'Grundsätzlich halten wir an der Koedukation fest', versicherte Behler."

In der RP vom 26.2.98 sprach die CDU von einem Salto rückwärts, der Deutsche Lehrerverband sah keine Benachteiligung der Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern, die GEW begrüßte die Initiative und das Ministerium stellte klar, dass es für die durch diese Maßnahme bedingte Mehrarbeit keine zusätzlichen Stellen geben wird, sondern dass die Schulen das selbst auffangen müssen.

 


In Amerika besser für die Zukunft gerüstet

Aus dem Interview der RP-Online mit dem Schüler C. Uebber, Austauschschüler in Texas; Rheinische Post 18.2.97 .

RP: Was lernt ihr denn in den Computerklassen. Ist der Stoff dem deutschen ähnlich?

U: Nein, viel aktueller. Die Amerikaner scheinen es besser als die Deutschen verstanden zu haben, dass sich die Computerwelt zu schnell weiterentwickelt, als dass man drei und mehr Jahre denselben Stoff in der Schule durchnehmen kann. ...

RP: Wie nutzt ihr als Schüler das Internet?

U: Wir suchen dort Informationen für Hausaufgaben und Schulprojekte. Die ganze Sache verschlingt natürlich Unmengen an Geld. 45 Prozent des gesamten Bildungsetats hier in Texas gehen ins Bildungswesen. Ich bin aber sicher, dass die Schüler hier besser für die Zukunft vorbereitet werden als in Deutschland.

 


Unterrichten in der Zukunft

Schriftenreihe des MSW Nr. 56: Wirksamkeit und Zukunft der Lehrerfortbildung in Nordrhein-Westfalen, Abschlussbericht der Evaluationskommission. Seite 71.

"Das Schule-Halten wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch komplizierter werden, als es heute schon ist,
- weil die Disparitäten bei den Lernvoraussetzungen der SchülerInnen weiter zunehmen werden,
- weil die Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten der SchülerInnen größer werden,
- weil psychische und psychosomatische Behinderungen der SchülerInnen zunehmen,
- weil Wertewandel und Werteerosion die Unterrichtsarbeit belasten,
- weil die Unausgewogenheit der Alterspyramide der Lehrer nicht abgebaut, sondern durch neue Ungleichgewichte fortgesetzt werden wird,
- weil die psychosoziale Belastung der LehrerInnen zunimmt."

 


Lehrer sein dagegen sehr ...

Pointierte Beschreibung der Anforderungen an den Lehrer durch Prof. Müller-Limmroth, Zitat aus der Züricher Weltwoche:

"Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:
Gerecht soll es sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen, Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben, auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige.
Mit einem Wort:
Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nord-südlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielen ankommen."

 

Literaturtipps


© Elschenbroich, Mathe-Werkstatt 03/2001